Gluck, Christoph Willibald - "Reigen seliger Geister" (aus der Oper "Orpheo ed Euridice")

Glucks „Reigen seliger Geister“ aus seiner Oper „Orfeo ed Euridice“ zählt zu den bezauberndsten Melodien, die je komponiert wurden. Sie schildert den klagenden Gesang des Orpheus, der in die Unterwelt reist, um für die Freilassung seiner verstorbenen Frau Eurydike zu bitten. Und tatsächlich: Orpheus’ Leierspiel ist so ergreifend, dass die Geister der Unterwelt zu Tränen gerührt sind und ihm seine Eurydike zurückzugeben, aber unter der Bedingung, dass er sich nicht nach ihr umsieht, bis sie das Reich der Lebenden erreicht haben. Doch Orpheus kann dem Flehen seiner schönen Frau nicht widerstehen, sie anzusehen, und so fällt sie zurück in die Dunkelheit des Todes, sodass Orpheus verzweifelt und allein zurückbleiben muss.

„Orfeo ed Euridice“ war die erste von Christoph Glucks Reformopern und sein berühmtester Beitrag zu diesem Genre. Bis dahin beherrschten prunkvolle italienische Opern der opera seria die Bühnen, die von stimmlicher Virtuosität und komplizierten Libretti mit möglichst vielen Verstrickungen geprägt waren, und bei denen die Musik vor allem nur das notwendige Tragwerk war, damit die Sängerinnen und Sänger ihre technische Leistungsfähigkeit möglichst gut zu präsentieren vermochten. „Orfeo ed Euridice“ bildete hierzu nicht nur einen starken Kontrast, sondern beeinflusste auch maßgeblich die Opernkunst für Generationen von Komponisten. Inspiriert von Francesco Algarottis „Essay on Opera“ aus dem Jahr 1755, wollte Gluck ein Werk schaffen, in dem das Drama und nicht die Sänger im Vordergrund stand und die Handlung einfach und geradlinig war, in der die Musik selbst zum Handlungsträger wurde. 

Eines der bekanntesten Stücke aus „Orfeo ed Euridice“, der „Tanz der seligen Geister“, ist ein Orchesterstück zu Beginn der zweiten Szene im zweiten Akt. Orfeo hat die Furien, die das Tor zur Unterwelt bewachen, durch Besänftigung mit seiner Leier und seinem Gesang überwunden. Nun befindet er sich im Elysium und sucht nach seiner verstorbenen Frau Euridice. Der „Tanz der seligen Geister“, ein Stück mit Soloflöte und Streicherbegleitung, ist von schlichter dreiteiliger Struktur. Die beiden Eckteile zeichnen durch die helle Tonart F-Dur ein ruhiges, pastorales Bild und die Schönheit der elysischen Felder, wo die Seelen der Helden und der von den Göttern Auserwählten im Jenseits in Glückseligkeit ruhen. Der Mittelteil, jetzt in der Paralleltonart d-Moll, präsentiert eine leidenschaftlichere, sehnsuchtsvolle und einsame Melodie, die Orfeos verzweifelte Suche nach seiner Geliebten und ihrer Rückkehr in seine Welt verdeutlicht. Diese kleine , nur etwa 5 Minuten lange Miniatur kommt ohne Worte aus und nimmt die Zuhörer:innen doch mit in die Gefühlswelt des Helden und lässt sie auf beeindruckende Weise daran teilhaben. 

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